Artikel vom 17.Mai 1958 im Mangfall-Bote:

 58 05 17 Artikel gsund sama aa

"G'sund san ma und a Schneid ham ma aa"

Erfolgreiche Wiederaufnahme der Heimatabende im Kurhaus

Über dem Heimatabend, den die Kurverwaltung Bad Aibling - ermutigt durch den durchschlagenden Erfolg dieser Veranstaltungen im Vorjahr - am Mittwoch zum ersten Mal in der Kursaison 1958 durchführte, hätte sehr wohl der bei den Trachtlern übliche Trinkspruch "G'sund san ma und a Schneid ham ma aa" als Motto stehen können, denn er bedeutete in seinem Kern mehr als nur einen Dank des GTEV "Edelweiß" für den von einem unbekannten "Freund" gespendeten Humpen. Der Verlauf des Abends bewies vielmehr sichtbar, wie wichtig neben der reinen Heilbehandlung die geistige Überwindung von Leiden, also die Überzeugung "g'sund san ma", und zugleich der Mut - wie die "Übersetzung" von "Schneid" lautet - zur praktischen Auswertung dieser Erkenntnis sind. Nachdem die Gäste, die den Saal des Kurhauses füllten und unter denen sich neben Bürgermeister Falter erfreulicherweise auch einige Aiblinger befanden, nämlich zunächst durch ein reizvoll zusammengestelltes Programm unterhalten und mit den speziell oberbayrischen Äußerungen der Lebensfreude vertraut gemacht worden waren, erging schließlich auch an sie selbst die Aufforderung zu aktiver Mitwirkung in Form einer "Einladung zum Tanz". Daß es sich bei diesem Tanz vornehmlich um Walzer und Ländler handelte, ist bei einem Heimatabend und im Hinblick auf die Lederhosen, die die Kurkapelle Appel an diesem Abend trug, selbstverständlich. Die Bereitschaft zur Aktivität war daher zunächst noch ziemlich gering, und Bürgermeister Falter wurde buchstäblich zum Pionier auf dem Parkett. Je mehr der Abend jedoch fortschritt, desto häufiger wurde die "Schneid" und desto lebhafter die Überzeugung demonstriert: "G'sund san ma!" Ohne nun den Ruhm von der "Heilkraft" des Aiblinger Moores schmälern zu wollen, stellte diese plötzlich ringsum ausbrechende Beschwingtheit, die sich in steigender Tanzfreudigkeit oder mindestens in allgemeinen Schunkelbewegungen äußerte, doch ein Verdienst der Programmgestalter dar, die mit bayrischem Humor die Wirkung des Moores verstärkten. Es handelte sich dabei in der Hauptsache um die bereits im Vorjahr erprobten Laienkräfte, die durch ihre eigene Freude an Tanz, Musizieren,und Gesang auch bei den Gästen Freude zu erwecken wußten und dafür mit dankbarem Beifall bedacht wurden. Es war nach den Worten Fred Normanns, der als Ansager und Komiker immer wieder die Lacher auf seine Seite brachte, tatsächlich ein "weiß-blauer Bilderbogen", den die Anwesenden zu sehen bekamen und der auch die von Kurdirektor Brandt in seiner kurzen Begrüßungsansprache aufgestellte Forderung der Unverfälschtheit erfüllte. Die Gäste aus den verschiedenen Gebieten der Bundesrepublik erfühlten in den-Tänzen und Plattlern des GTEV "Edelweiß", der "Zithermusi" Rudi Bauers, in den bayrischen Liedln des Mangfalltaler Sänger-Duos Gottner-Zuckermayer wie in den Jodlern Franzl Rainers wohl sehr rasch, daß - nach den Worten Hansjörg Brandts - "die Trachtensache und ihre Pflege eine Angelegenheit des Herzens, der Heimatliebe und der Ehre ist". In den Heimatabenden der Kurverwaltung aber, die in der ersten Junihälfte ihre Fortsetzung finden, wird die Trachtensache zugleich auch zu einem freudigen Erlebnis für all die Gäste, die im Moorbad Aibling Erholung oder Heilung suchen.